Rezepturen (Bier ist nicht Alles)

Rezepturen (Bier ist nicht Alles) Demokrit

Studenten trinken Bier. Stimmt. Bier ist das geläufigste „kommentfähige“ (= im Rahmen offizieller Veranstaltungen übliche) Getränk. In der studentischen Tradition gibt es aber noch viele andere kulinarische Spezialitäten,  die es sich lohnt, näher kennenzulernen.

Diese Sammlung moderner und traditioneller Rezepte versucht, auch ein wenig über die Hintergründe zu informieren. Warum war es zum Beispiel verboten, Bier aus Roggen zu brauen? (Es war insbesondere in kriegerischen Zeiten als Brotgetreide viel zu wertvoll, um daraus Bier zu brauen!)
Oder was bedeutet eigentlich „Krambambuli“?

Anregungen bitten wir, über unser Kontaktformular an uns zu senden.

Maibowle

Maibowle Demokrit

Im Frühjahr hat nicht nur der Maibock Saison, sondern auch die Maibowle. Dass Maibowle nur im Frühjahr gebraut wird, liegt an der Hauptgeschmackskomponente, dem Waldmeister.

Waldmeister ist ein ausdauerndes grünes Kraut, das zwischen 5 und 50 cm hoch wird (im Schnitt 20 cm). Es ist in ganz Nord-, Süd- und Osteuropa bis in die Türkei heimisch und wächst in Laubwäldern (insbesondere Rotbuchenwäldern) auf lockeren, nährstoffreichen Böden. Der Wienerwald ist also ideal.

Botanische Zeichnung von WaldmeisterWaldmeister hat einen ganz charakteristischen Geruch und Geschmack, den er einem Inhaltsstoff, dem Cumarin verdankt. Damit ist aber Waldmeister leider auch leicht giftig, was sich bei übermäßigem Konsum in starken Kopfschmerzen zeigt.

In Maßen genossen ist der „Maiwein“ ein schon seit 854 n. Chr. (erste Erwähnung durch den Benediktinermönch Wandelbertus aus dem Kloster Prum) bekanntes und beliebtes Getränk. Er wurde ursprünglich unter Beigabe von Johannesbeer- und Gundelrebeblättern zur Stärkung von Herz und Leber im Kloster ausgeschenkt. Die Wikinger verwendeten Waldmeister zum Aromatisieren von Bier, in Berlin ist heute die „Weiße mit Schuss“ (Berliner Weißbier mit Waldmeistersirup) beliebt. Tatsächlich wirkt das Cumarin des Waldmeisters krampflösend und euphorisierend. Es ist halt immer eine Frage der Dosis!.

Bei der Zubereitung einer Maibowle sollten ein paar Grundregeln beachtet werden:
  • Frisch geernteter Waldmeister sollte vor der Verwendung erst über Nacht trocknen oder kurz eingefroren werden, damit sich sein Aroma entfalten kann (Cumarin ist in der Pflanze noch als Glycosid gebunden und wird erst so freigesetzt).
  • Da die Stiele auch Bitterstoffe enthalten, sollten die Stielenden bei der Zubereitung nicht in die Flüssigkeit gelangen (am einfachsten hängt man ein Büschel Waldmeister an einem Faden in den Wein) und man belässt den Waldmeister auch nur für ca. 30 Minuten im Wein.
  • Es wird empfohlen, nicht mehr als etwa 5 Gramm Waldmeister (entspricht 2 bis 3 Pflanzen) pro Liter Bowle zu verwenden. Diese Menge ist nach wissenschaftlicher Ansicht bezüglich Kopfschmerzen absolut unbedenklich, wenn es trotzdem dazu kommt ist der Kater (auch) von zu viel Wein.

Sonst ist die Herstellung denkbar einfach:
2 Liter trockener Weißwein, das Waldmeisterbüschel 30 Minuten einhängen (siehe oben), mit 1 Liter halbsüßem Sekt aufgießen und nach Belieben eventuell etwas süßen - fertig!

Dieses Grundrezept kann natürlich mannigfaltig variiert werden: Man kann mit einigen Orangenscheiben garnieren, einige Erdbeerstückchen hinzufügen, den Weißwein teilweise durch Roséwein ersetzen, etwas frische Minze ins Glas geben oder worauf man sonst so Lust hat.

Weiterführende Informationen:

Krambambuli

Krambambuli Demokrit

Literarisch Bewanderte denken beim Namen Krambambuli vermutlich an die gleichnamige Erzählung der großen österreichischen Schriftstellerin Marie von Ebner Eschenbach:

Jäger Hopp trifft in einem Wirtshaus einen Landstreicher mit seinem Hund.  Jäger Hopp fühlt sich zu diesem Hund wie noch bei keinem anderen Tier hingezogen und kauft ihn dem Landstreicher für zwölf Flaschen Krambambuli, Danziger Kirschbranntwein, ab. Nach diesem Kaufpreis erhält der Hund auch seinen neuen Namen: Krambambuli.

Der Duden definiert:
Kram|bạm|bu|li, der; -[s], -[s] [urspr. = Danziger Wacholderschnaps; wohl scherzhaft aus [Krammet] (veraltend): a) kräftiger Kräuterlikör; b) der Feuerzangenbowle ähnliches heißes alkoholisches Getränk

Studenten bezeichnen damit eben eine Art Feuerzangenbowle, die mit viel Aufwand und Liebe während des Singens einer gekürzten Fassung des Liedes Krambambuli von Christoph Friedrich Wedekind zubereitet wird. Wedekinds 1745 veröffentlichtes Lied umfasste 102 (!) Strophen und war ein Loblied auf den „Danziger Wacholderbranntwein“ der Brennerei „Der Lachs zu Danzig“.

Wein - Rum - Zucker und Feuer: Zutaten des Krambambuli!
Rum - Wein - Zucker und Feuer: Die Basis für Krambambuli!

Entsprechend der nicht immer ganz eindeutigen Bezeichnung gibt es auch in den Studentenverbindungen teilweise unterschiedliche Rezepturen, von denen wir hier einige vorstellen:

► Krambambuli mit Tee

► Norddeutscher Krambambuli

► Ostfriesischer Krambambuli (ähnelt Krambambuli mit Tee)

► Studentenkrambambuli

► Weißer Krambambuli der Danziger Studenten

► Krambambula (altpolnisches Studentengetränk des 18. Jhd.)

Weißer Krambambuli der Danziger Studenten

Weißer Krambambuli der Danziger Studenten
Im Topf köchelt der Krambambuli, die blaue Flamme züngelt hoch über den Zuckerhut auf
Cicero

Weißer Krambambuli, Schwarz-Weiß-Zeichnung © K. Nitsch 2019

Ab 1828 entstanden im Baltikum (damals russisches Gebiet) und in Polen Studentenverbindungen, die sich im Wesen, Organisation, Charakter und Gebräuchen kaum von den deutschen Korporationen unterschieden. So kam es 1913 zur Gründung der Wisła Danzig (Gdańsk), der wir das  Rezept für einen weißen Krambambuli verdanken:

WEISSER KRAMBAMBULI DANZIGER ART
1,50 l trockener Weißwein (2 Bouteillen á 0,75 l)
0,75 l Apfelsaft
0,70 l Absinth, z.B. Grüne Fee, 55%
0,25 l weißer Rum, z.B. Havanna Club, 40%
0,25 l Danziger Goldwasser, z.B. Hardenberg, 40%
2 Stk Zitronen (Original) oder mildere Limetten
3 Stk Äpfel (säuerliche), z.B. Boskop
1 Stk Zimtstange
3 Stk Gewürznelken
1 Stk Zuckerhut
0,7 l Stroh Rum 80%

 HINWEISE: 

  1. sollte kein 55% Absinth vorhanden sein, kann man auch auf den 80%-igen Gänserndorfer Absinth umsteigen, muss aber dann die Menge auf 0,5l reduzieren.
  2. möchte man auf den Absinth des Originals verzichten, kann man auch Vermouth, z.B. Martini dry, verwenden (ca. 14,5%), sollte aber im Gegenzug den Rumanteil auf 0,5 l erhöhen. 

ZUBEREITUNG:

Die Äpfel schälen, würfeln, die Schale der unbehandelten Zitronen oder Limetten erst sorgfältig waschen, dann die Schale abreiben, die Zitrusfrüchte halbieren und den Saft auspressen, beiseite stellen. Wer es knackiger mag, belässt  die Apfelstücke samt der Schale . Zimtstange und Nelken in ein Gewürzsäckchen packen (oder einzeln vor dem Servieren herausfischen), dann die flüssigen Zutaten (NICHT den 80%-Rum) und die Zesten und Apfelstücke in einen großen Topf (ca. 5 Liter) geben, erhitzen, die Flüssigkeit sollte aber nicht (NIE!!!) kochen . Dazu sind 10 Minuten ausreichend, anschließend den Topf beiseite stellen, die Gewürze "ziehen lassen".  Kurz vor der Krambambulizeremonie den Topf neuerlich erhitzen und auf eine feuerfeste Unterlage stellen (z. B. auch auf eine Kochfeldplatte unter kleiner Stufe), ein Drahtgitter auf dem Topf positionieren und den im 80%igen Rum getränkten Zuckerhut aufstellen, anzünden und in das Gebräu abtropfen lassen. Bei Bedarf (IMMER!) aus einer Kelle Rum nachgießen (NIE AUS DER FLASCHE!), heiß in entsprechenden  (Thermo-) Trinkgefäßen servieren. ACHTUNG: wurden Zesten verwendet, empfiehlt es sich, das Getränk über ein feines Sieb einzuschenken! Die angegebene Menge sollte für 15-18 Portionen in  1/4-l-Trinkgefäßen reichen.

 

Krambambula - ein altpolnisches Studentengetränk des 18. Jahrhunderts

Krambambula - ein altpolnisches Studentengetränk des 18. Jahrhunderts
Süß und kräuterwürzig, der golden schimmernde, altpolnische Krambambula des 18. Jahrhunderts
Cicero

Süß und kräuterwürzig, der golden schimmernde, altpolnische Krambambula des 18. Jahrhunderts (Bild: © Wikipedia, by Victorianec 2009, Moskau, Restaurant „Belaya Rus“).

  ZUTATEN
20 g Zimtstangen
10 g schwarzer Pfeffer, ganz
40 g Kardamomsamen
10 g Gewürznelken
1 Stk Muskatnuss
3 Glas Ansatz-Alkohol 95 %
2 Glas Wodka
1 Glas Wasser
1 kg Honig
1 Glas etwa 0,25 l

ZUBEREITUNG:

Die angegebenen Mengen ergeben etwa 2,5 l Krambambula, also rund 20 polnische Schnapsgläser „ÓSMY“ (mit 1/8 l Volumen!!!)

Die Gewürze in einem Mörser leicht andrücken (Nuss aufbrechen), Zimtstange klein brechen und in ein großes, fest verschließbares Glasgefäß geben, mit Wodka und Ansatz-Alkohol übergießen. Das Gefäß etwa 8-10 Tage stehen lassen, mehrmals am Tag durch Schütteln für eine Durchmischung der Zutaten sorgen.

Zur endgültigen Zubereitung ein Glas Wasser mit dem Honig zu einem Sirup aufkochen, die alkoholische Gewürzmischung aus dem Glasgefäß über feinmaschiges Sieb (oder besser über einen Filter) dem Sirup zufügen und gut vermischen. Noch heiß in Flaschen abfüllen , dicht verschließen und für mindestens vier (!) Monate an einem dunklen, trockenen Ort aufbewahren!

Für unseren heutigen Geschmack eher ein Likör als ein Schnaps, nichtsdestotrotz: gschmackig! Einzig und allein die Reifezeit von 4 Monaten hält man nicht leicht durch ...

Krambambula war das berühmte und beliebteste „Getränk“ der Studenten und Künstler in Polen in der Zeit von König August III, Sas (1733-1763)*.

* Friedrich August II. (*17.10.1696 in Dresden, † 5.10.1763 in Dresden) wurde 1733 nach dem Tod seines Vaters August des Starken Kurfürst und Herzog von Sachsen und als August III. (August III Sas= August, der Sachse) auch König von Polen und Großherzog von Litauen. In Fortführung der väterlichen Außenpolitik führte er den Kurstaat Sachsen in den verheerenden Siebenjährigen Krieg. © Wikipedia

Dazu ein humoristisches Video des Weißrussen Lavon Wolski ( Лявон Вольскі ) auf YouTube (mit Originalton):

        ► Krambambula-Liebe (Крамбамбуля - Люблю) auf YouTube

Krambambuli mit Tee

Krambambuli mit Tee Demokrit

Eine eigenwillige Variante des Krambambuli mit Weißwein und Tee. Das Besondere daran: Man kann dieses Getränk auch wunderbar als „gehaltvollen“ Eistee im Sommer genießen!

Krambambuli mit Tee
12 Teelöffel Schwarztee mit
1 Liter kochendem Wasser aufbrühen und 5 Minuten ziehen lassen. Tee abgießen.
1,5 Liter Weißwein
750 g Zucker
Schale einer Zitrone
in einem Topf zum Kochen bringen, den zuvor zubereiteten Tee und 
0,7 Liter Arrak hinzufügen. Heiß oder gekühlt servieren.

Norddeutscher Krambambuli

Norddeutscher Krambambuli Demokrit

Grundsätzlich gehts auch ohne Zuckerhut mit Kristallzucker. Die norddeutsche Variante des Krambambuli ist deutlich herber und erfordert bei der Zubereitung ein wenig mehr Geschick.

Norddeutscher Krambambuli
1,5 Liter trockenen Rotwein
1 Liter Orangensaft
Schale einer Orange
1 Stange Zimt
4 Gewürznelken
4 Esslöffel Zucker
in einen Topf geben, erhitzen und 10 Minuten sachte am Sieden halten. Gewürze und Orangenschalen entfernen.
4 Esslöffel Zucker in einen großen Metallschöpfer geben, 
8 cl Rum (80%ig) in einem weiteren Metallschöpfer vorsichtig leicht erwärmen, und über dem Topf an eine Flamme halten und entzünden. Brennend über den Zucker gießen und aus dem Schöpfer mit dem Zucker langsam in die Flüssigkeit tropfen lassen.

Ostfriesischer Krambambuli

Ostfriesischer Krambambuli Demokrit
Ostfriesischer Krambambuli

Schwarzer, kräftiger Tee gehört in Ostfriesland einfach immer dazu. Wen wundert's daher, dass Tee in Ostfriesland auch im Krambambuli ein Muss ist. Je nach Wetter heiß oder kalt getrunken ist auch diese Variante jenes Lebenselixier, das laut dem schönen Lied „Krambambuli“ (fast) alle Leiden zu lindern vermag.

8 Teelöffel dunklen Schwarztee mit
1,2 Liter kochendem Wasser übergießen und 7 Minuten ziehen lassen.
1,5 Liter milden Weißwein,
100 g Zucker
in einen Topf geben.
1 ungespritzte Zirone dünn schälen und die Schale zu Wein und Zucker geben. Alles langsam erhitzen und knapp vor dem Kochen vom Herd nehmen. Den zuvor zubereiteten Tee hinzufügen, alles vermischen und sicherheitshalber durch ein Sieb gießen. Etwas abkühlen lassen.
0,4 Liter dunklen Rum hinzugießen und einrühren. Diese Mischung kann in Flaschen abgefüllt und gut verschlossen im Kühlschrank einige Tage aufbewahrt werden. Kann entweder direkt aus dem Kühlschrank oder erwärmt heiß serviert werden.

Studentenkrambambuli

Studentenkrambambuli
Wärmende Flammen und wärmender Trank: Krambambuli
Demokrit

Das Spiel der Flammen um den Zuckerhut: Teil des Rituals des Krambambulibrauens.

Die klassische Art, nach der heute bei österreichischen Studentenverbindungen Krambambuli gebraut wird. Trotzdem gilt: Erlaubt ist, was schmeckt!

Studentenkrambambuli

150 Gramm Walnusskerne

in grobe Stücke zerstoßen und bereitstellen.

1 kg Orangen

schälen (Schale kann bei unbehandelten Orangen zum Aromatisieren verwendet werden - siehe unten), die Spalten teilen und in etwa 1 cm große Stücke schneiden. Bereitstellen.

1,5 Liter Rotwein
4,5 Liter Orangensaft
1 kg Zucker
5 Portionsbeutel Glühweingewürz
1 Zimtstange
10 Gewürznelken
ev. etwas Orangenschale

in einen großen Topf geben 

und bis zum Sieden erhitzen. Etwa 10 Minuten am ganz leichten Sieden halten. Die Gewürze entfernen.

Der Topf sollte jetzt präsentiert werden und die weitere Zubereitung erfolgt vor den Gästen. Währenddessen wird das Lied „Krambambuli“ gesungen.

Über den Topf ein feuerfestes Gitter (zum Beispiel einen Grillrost) legen).

2 Stk. Zuckerhut
á 500 g

gemeinsam oder einzeln nacheinander auf das Metallgitter stellen. Mit einem Teil von

1,5 l 80%igem Rum (Inländer-Rum)

wird nun der Zuckerhut (oder beide gleichzitig) getränkt. Anschließend einen weiteren Teil des Rums in einen feuerfesten Schöpflöffel gegeben, leicht erwärmen und entzünden. Brennend langsam auf den Zuckerhut gießen. Dabei soll der rumgetränkte Zuckerhut selbst zu brennen beginnen. Der Zuckerhut darf nicht erlöschen und wird daher immer wieder mit einer frischen Portion Rum aus dem Schöpflöffel übergossen. Dabei soll der Zuckerhut allmählich schmelzen und in die Flüssigkeit in den Topf tropfen.
ACHTUNG: Rum nie direkt aus der Flasche auf den brennenden Zuckerhut gießen und beim Schöpflöffel darauf achten, dass alle Flammen erloschen sind, bevor man Rum eingießt, da sonst der Rum in der Flasche Feuer fängt. Daher auch sicherheitshalber

1 Feuerlöscher und
1 Löschdecke

bereithalten.

 

Sobald der Rum aufgebraucht und der gesamte Zucker geschmolzen und in den Topf getropft ist, kann serviert werden: In die Becher kommen je nach Belieben ein bis zwei Kaffeelöffel Orangen- und Walnusskernstücke und darauf der heiße Krambambuli.

Studentenfutter

Studentenfutter Demokrit

Frau Helga Bauer, Couleurdame unserer lieben Freundschaftsverbindung Borussia Wien und bei uns, verdanken wir den Hinweis auf das seit dem 17. Jahrhundert bekannte „Studentenfutter“. Im Gegensatz zur Meinung, dass diese Bezeichnung ein neuzeitlicher Marketing-Gag wäre, stammt er tatsächlich bereits aus dem 17. Jahrhundert.

Studentenfutter
Studentenfutter

Laut Wikipedia stand die Bezeichnung ursprünglich für eine aus Rosinen und Mandeln bestehende Mischung. Erst später kamen andere Trockenfrüchte und Nüsse wie Cashewkerne, Erdnüsse, Paranüsse oder Haselnüsse dazu. Der Name „Studentenfutter“ oder auch „Pfaffenfutter“ leitete sich unter anderem davon ab, dass die verhältnismäßig teuren Mandeln diese Mischung nur finanziell besser gestellten Personen zugänglich machten.

 

In Studentenkreisen kursierte der Glaube, dass vor allem die Mandeln gegen einen Alkoholrausch oder Kater helfen würden. Auch bei verschiedenen Erkrankungen wurde Studentenfutter als kräftigendes und stärkendes Mittel eingesetzt.

Quelle: Deutsche Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Studentenfutter. Foto: Wikipedia, veröffentlicht unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported Lizenz.

Palatschinken

Palatschinken
Totillias - die mexikanische Art der Palatschinke
Demokrit

Es gab einmal eine per Eurovision übertragene Samstagabend-Fernseh-Quizshow namens „EWG“ – „Einer wird gewinnen“ – mit dem leider schon lange verstorbenen genialen Showmaster Hans-Joachim Kulenkampff. Einmal lautete eine Frage an den (norddeutschen) Kandidaten: „Was versteht man unter Palatschinken?“. Die gar nicht so zögerliche Antwort: „Das ist eine besondere Art von Schinken – Palat Schinken eben.“

Der gestandenen Wienerin und dem gestandenen Wiener zauberte diese Antwort ein wahrscheinlich leicht überhebliches Lächeln ins Gesicht. Arme Norddeutsche, die keine Palatschinken, sondern nur Eierkuchen oder Pfannkuchen kennen! Doch wir Wiener sollten nicht überheblich sein: Auch wenn in Wien das kulinarische Erbe der österreichisch-ungarischen Monarchie in gesammelter Form und daher mit einer wahrscheinlich weltweit einmaligen Vielfalt von süßen und pikanten Palatschinken bewahrt wird: Palatschinken sind üblicherweise unter anderen Namen wie Panqueque (Südamerika), Tortilla (Mexico), Bliny (Russland), Pönnukaka (Finnland), Crêpe (Frankreich), Appam (Indien) oder eben Pfann- und Eierkuchen weltweit in den verschiedensten Varianten vertreten.

Begriffserklärungen:
► https://de.wiktionary.org/wiki/Palatschinke
► https://de.wikipedia.org/wiki/Eierkuchen#Mittel-_und_Osteuropa

Doch genug des Theoretisierens – praktische Übung ist gefragt:

Als Basis dient bei den folgenden Palatschinken-Rezepten folgendes

Grundrezept (6 Portionen):

Das Verhältnis Mehl zu Flüssigkeit kann je nach Quellvermögen des Mehls und je nachdem, ob man eher dünne oder etwas dickere Palatschinken bevorzugt, stark variieren. Grundsätzlich gilt, dass die Palatschinken umso dünner gelingen, je dünnflüssiger der Teig ist. Die Mengenangaben müssen daher unter Umständen entsprechend den persönlichen Präferenzen angepasst werden. Die Zugabe des kohlensäurehaltigen Wassers macht die Palatschinken besonders luftig, lässt sie aber auch ein wenig dicker werden.

Zutaten:
3 Eier,
1 Eigelb,
175 g glattes Mehl,
250 ml Milch,
125 ml Wasser mit Kohlensäure (Mineralwasser) ,
eine Prise Salz und nach Wunsch (nur für süße Palatschinken)
10 g Staubzucker.
Zum Backen: Butterschmalz (Butter kann verwendet werden, doch ist auf das Spritzen der Butter beim Erhitzen in der Pfanne zu achten).

Zubereitung:
Die Eier mit dem Salz, ggf. dem Staubzucker und ungefähr der Hälfte der Milch versprudeln oder verrühren. Keinen Zucker nimmt man, wenn man pikante Palatschinken zubereiten möchte. Aber auch Palatschinken mit süßer Füllung schmecken ohne Zucker im Teig ganz ausgezeichnet. Zu beachten ist, dass ein Zuckerzusatz bewirkt, dass der Teig beim Herausbacken intensiver bräunt.

Anschließend das Mehl nach und nach zugeben und so lange rühren, bis keine Klumpen mehr im Teig sind. Den Rest der Milch und ggf. das Mineralwasser langsam einarbeiten, bis der Teig die Konsistenz wie flüssiges Obers hat. Je dünner der Teig, desto dünner werden die Palatschinken. Dann den Teig ca. 30 Minuten „gehen“ lassen, damit das Mehl quellen kann.

Sollte der Teig nach dem Quellen zu dünn sein und in der Palatschinke Löcher oder Poren entstehen, kann man den Teig einfach mit Mehl eindicken ohne ihn erneut „gehen“ lassen. Zu dick geratener Teig kann mit Milch oder Mineralwasser etwas verdünnt werden.

Fett in die Pfanne geben und durch Schwenken verteilen. Es sollte nicht zu heiß werden, also noch nicht rauchen. Einen nicht zu großen Schöpflöffel voll Teig hineingeben und durch Schwenken und Verrinnenlassen gleichmäßig verteilen.

Solange warten, bis die Oberseite „käsig“ (wie fester Butterkäse) aussieht und dann die Palatschinke wenden. Dabei etwas Fett zugeben und von der zweiten Seite fertigbacken, so dass beide Seiten hellbraun sind. Danach die Palatschinke auf einen erwärmten Teller gleiten lassen.

Besonders beliebt: zwei süße Vertreter

MarillenPalatschinken - der Wiener Klassiker (4 Portionen):

Zutaten:
8 Palatschinken (ev. gesüßter Teig)
Marillenmarmelade
nach Geschmack Rum
Staubzucker zum Bestreuen

Zubereitung:
Die Marillenmarmelade je nach Geschmack mit etwas Rum vermischen und leicht erwärmen. Die Palatschinken unmittelbar nach dem Backen mit der vorgewärmten Marillenmarmelade dünn bestreichen. Zusammenrollen, mit etwas Staubzucker bestreuen und sofort servieren.

Topfenpalatschinken (4 Portionen):

Zutaten:
8 gesüßte oder ungesüßte Palatschinken
Füllung:
250 g Topfen (40 % i.Tr.)
1EL Butter
1EL Staubzucker
1 Päckchen Vanillinzucker
3 Eier
80 g Rosinen
2 TL Zitronensaft
etwas Zitronenabrieb
1 Prise Salz
Überguss (Royal):
400 ml Vollmilch
100 g Crème fraîche oder Crème double
4 Eigelb
2 EL Zucker
1 Päckchen Vanillinzucker

Zubereitung:
Eiklar und Dotter der Eier trennen. Das Eiweiß mit dem Staubzucker zu einem festen Schnee aufschlagen und kaltstellen. Die handwarme Butter mit dem Vanillinzucker und dem Eigelb schaumig rühren, Topfen, Zitronensaft und Zitronenschalenabrieb unterrühren. Den Schnee vorsichtig unterheben.

Für den Überguss (Royal) alle Zutaten kräftig vermischen.

Palatschinken mit der Topfenmasse bestreichen, mit Rosinen bestreuen und zusammenrollen. Gerollte Palatschinken quer halbieren und dachziegelartig in eine gebutterte Auflaufform schlichten und ca. 15 Minuten bei 180°C im Backrohr backen. Die Form aus dem Ofen nehmen und vorsichtig mit dem Überguss (Royal) übergießen. Für weitere 10 bis 15 Minuten fertig backen lassen.

Immer eine willkommene Abwechslung: Pikante Palatschinken

Lachs-Palatschinken-Rolle (4 Portionen)

Zutaten:
6 ungesüßte Palatschinken (Grundrezept)
200 g dünn geschnittener Räucherlachs
1 Becher Mascarpone
1 Bund Dille
1 Bund Schnittlauch
Zitronensaft, Pfeffer und/oder Chili nach Geschmack
Für die Garnitur: Dillsenfsauce, Blattsalat, Marinade

Zubereitung:
Dille und Schnittlauch fein hacken, mit Mascarpone verrühren und mit Zironensaft, Pfeffer und Chili abschmecken. Diese Creme auf die ausgekühlten Palatschinken streichen und mit den Lachsscheiben belegen. Je zwei belegte Palatschinken übereinanderlegen und fest zusammenrollen und zum Servieren in drei Zentimeter dicke Scheiben schneiden, Dillsenfsauce beigeben und mit frischem Blattsalat nach Wahl garnieren.

Hortobagyer Palatschinken (4 Portionen):

Zutaten:
8 ungesüßte Palatschinken (Grundrezept)
Fülle:
300 g gemischtes Faschiertes
2 Zwiebeln, fein gehackt
2 EL Öl
Salz,
2 EL Paprikapulver (edelsüß)
2 EL saurer Rahm
Sauce:
Etwas Bratensaft oder Fleischfond
300 g saurer Rahm,
etwas Mehl zum Stauben
Paprikapulver.

Zubereitung:
Gehackte Zwiebeln in einer Pfanne in heißem Öl etwas Farbe annehmen lassen, das faschierte Fleisch dazugeben, mit Salz würzen. Leicht rösten bzw. schmoren, bis das Fleisch gar ist. Paprika einmischen und nur ganz kurz mitrösten (Vorsicht: Paprika wird unangenehm bitter, wenn er auch nur ein wenig zu lange geröstet wird!) und den sauren Rahm einmischen. Vom Herd nehmen, die Palatschinken mit der Masse bestreichen und auf vorgewärmten Tellern anrichten. Für die Sauce sauren Rahm mit etwas Mehl und Paprikapulver mischen. Etwas Fleischfond oder Bratensaft erhitzen und die Rahmmischung einrühren. Kurz aufkochen und über die vorbereiteten Palatschinken gießen.

Spinat-palatschinken mit Schinken (4 Portionen):

Zutaten:
8 ungesüßte Palatschinken
1 Pkg. tiefgefrorener Blattspinat
1 fein gehackte Zwiebel
1-2 fein gewiegte Knoblauchzehen
200 g Crème fraîche oder flüssiges Schlagobers
Scheiben Kochschinken
50 g Öl oder Butter
Pfeffer, Salz, Muskatnuss

Zubereitung:
Zwiebeln und Knoblauch im Fett anrösten. Den Blattspinat zugeben und gut durchmischen. Obers oder Crème fraîche zugeben und garen. Mit den Gewürzen abschmecken. Die Palatschinken mit Schinkenscheiben belegen und mit der Spinatfülle bestreichen. Zusammenrollen, mit Butterflocken belegen und bei 200°C 15 Minuten überbacken.

Griechische Spinat-Palatschinken (4 Portionen):

Zutaten:
8 ungesüßte Palatschinken
450 g Blattspinat (grob geschnitten)
2 Knoblauchzehen
1 Zwiebel
200 g Fetakäse (Schafskäse)
60 g Pinienkerne
1EL Olivenöl
Salz, Pfeffer

Zubereitung:
Zwiebel und Knoblauch sehr fein hacken und mit den Pinienkernen in einer Pfanne im Öl goldgelb anrösten. Den Fetakäse dazu geben, mischen und weiter erhitzen, bis der Käse leicht zu schmelzen beginnt. Den geschnittenen Blattspinat unterheben, die Pfanne vom Herd nehmen und zugedeckt etwas ziehen lassen. Die Palatschinken mit der Masse bestreichen und wie gewohnt zusammenrollen oder zusammenschlagen.