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Ein ohrenbetäubendes Schreien, Kreischen oder Heulen wie von einem Kind unter extremen Schmerzen oder in Todesangst kam mir auf dem Weg zur Kassa „meiner“ Spar-Filiale in Langenzersdorf entgegen. Kindesmisshandlung in aller Öffentlichkeit?! Nein – juveniler Terror! Eine junge Mutter wollte ihrem 5- bis 6-jährigen Sohnemann nicht erlauben, aus dem extra in Kinderreichweite vor der Kassa angebrachten Korb mit Kinder-Schokolade einen Riegel mitzunehmen. Erfolg: Eben diese Schreiorgie und – der Kleine durfte den Schokoriegel behalten.
Immer häufiger müssen wir über Gewaltexzesse in Schulen lesen (Schüler sticht Klassenkammeraden nieder, Schüler bespuckt Lehrer usw.). Wir sind schockiert – und in typisch wienerischer Manier rufen wir: „Es muss was g'scheh'n!“ – Mehr Geld für die Schulen, mehr Geld für Psychologen, mehr Geld für – was auch immer.
Dabei denken wir aber nicht an das Naheliegendste: Wie soll ein Lehrer bei einem Halbwüchsigen reparieren, was Eltern „vergessen“ haben: Ihrem Nachwuchs im Kleinkindalter beizubringen, dass es Regeln gibt, die man als Erwachsener zu einem harmonischen Zusammenleben einhalten muss? Wie soll der hoffnungsvolle Sprössling vor der Supermarktkassa in 5 bis 10 Jahren akzeptieren können, dass man nicht alles, was einem irgendwie verwehrt ist, mit einem Schrei- oder Gewaltexzess letztendlich doch bekommen kann?
Ja, man hätte der jungen Mutter im Supermarkt helfen sollen. Man hätte ihr sagen sollen: „Lassen Sie sich nicht terrorisieren!“ Man hätte ihrem Sohn sagen sollen: „Sei ruhig! Wenn Deine Mutter nein sagt, bleibt es nein!“
Ja, ich hätte es sagen sollen. Ich hab es nicht gesagt – so wie alle anderen, die da vor der Kassa standen – und hab betreten weggeschaut. Aber unser aller guter Vorsatz sollte sein, nicht mehr wegzuschauen. Zivilcourage ist gefragt – nicht erst, wenn es – bei Halbwüchsigen – eigentlich zu spät ist!
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